Weg Gedanken

Äthiopien 2003

Schwarze Magie

Warum fährt man eigentlich nach Äthiopien? Die Gründe dafür sind sehr vielschichtig. Vor Jahren besuchten wir Ägypten, wobei uns neben den Zeugnissen der altägyptischen Kunst damals besonders die koptischen Kirchen, deren Architektur und Malerei, interessierten. Bei der Vorbereitung fanden sich in der Literatur immer wieder Verweise und Bilder auch der Äthiopischen Malereien und Architektur. Somit war eine Reise nach Äthiopien im Unterbewusstsein schon vorgeplant. Im Spätherbst 2003 wollten wir eigentlichen eine Reise nach Nepal oder Ladakh unternehmen. Die politisch recht instabile Lage hielt uns aber davon ab. Also wohin dann? Das im Unterbewusstsein gespeicherte Ziel meldete sich sofort. Die Entscheidung für Äthiopien fiel uns nicht schwer. Doch ganz so einfach ist es auch wieder nicht. Dieses Land besteht ja nicht nur aus Architektur und Malereien. Denkens- und Lebensweisen sind für uns unheimlich fremd. So vieles ist hier mit unseren Denkmustern nicht erfassbar, nicht erlebbar. Man steht daneben und kann des Leben hier nur besehen aber kaum geistig eindringen. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kinder teilen 

Armut

Bittere Armut

Überlebenskampf

Rücksichtslos

Nur der eigene Vorteil

Nur das eigene Leben

Überraschung

Bettelkinder teilen

Schenken anderen

Lebensmöglichkeit

Gemeinsamer

Überlebenskampf

Wann werden wir das

auch zerstört haben?

 

 

 

 

Adoptionskinder 

Kinder

Adoption

Eltern aus aller Welt

Erfüllen ihren Kinderwunsch

Nehmen Kinder mit

In alle Welt

In alle Kulturen

Kinder

mit afrikanischer Seele

mit afrikanischem Herzen.

Werdet ihr glücklich werden.-

Eltern und Kinder

Ich wünsche es euch

 

 

Entscheidung 

Eine hübsche Mutter

Ein ebenso hübsches Kind

Vielleicht zehn Monate alt

Keks mit Schokolade

für das Kind

Ratlos

Entscheidung

Schokolade oder Mutterbrust?

Schokolade hat gewonnen

Strahlende Augen

Ich mag Schokolade nicht

 



 

 

Der kleine Taschentuchverkäufer 

Fünf Jahre alt -

vielleicht?

Softies, Softies!!

Niemand kauft.

Er steht neben dir

Softies, Softies!!

Er wird verjagt

mit Worten.

Wieder steht er neben dir

Softies, Softies!!

Er singt.

Sein Blick?

Du brauchst keine

Softies, Softies!!

Er wird verjagt

mit Steinen.

Hätte ich doch -

Er kommt nicht mehr.

Dafür 3 andere

Softies, Softies!!

 

Beißende Ungeheuer 

Wilde Tiere

bedingt durch Kriege

und Hungersnöte

nahezu ausgerottet.

Nur eine Art hat sich erhalten

Erhalten in großer Zahl

Braucht kein Reservat

Ist extrem bissig

Schreckt vor nichts zurück

Ist besonders flink

Lässt sich kaum erlegen

Sein Name: Pulex irritans

Der Menschenfloh

 

 

 

 

 

Weiße Neger 

Ankunft:

Nur Schwarze,

alles fremd.

Nach kurzer Zeit:

Die Schwarzen werden

immer weißer

Es gibt keinen Unterschied.

Sind wir vielleicht

schwarz geworden?

 

 

 

 

 

 

 

Wolken 

Nebel

Hänge empor schleichend

Wälder durchziehend

Gipfel umwabernd

Landschaft verschleiernd

Grau

Zusammenbrauend

Aufsteigend

Schwarz

Türmend

Empor jagend

Regen stürzend

Verschweben

War was?

 

Freskenaugen 

Groß

forschend

fragend

mystisch

ziehen sie an.

Umschlingen dich.

Verschlingen dich.

Du versinkst.

Gefangen.

 

Rüttelbus 

Nierensteinzertrümmerer

Plombenentferner

Bandscheibenzerstörer

Massagestuhl

Magen Umdreher

Einschläferer

Und das für

4 € am Tag

Affen 

In Bäumen herumturnend

Von Ast zu Ast schwingend

Hallo Verwandter,

Hallo Vorfahre,

bleib stehen.

Ich will mich mit dir unterhalten.

Sie ziehen weiter 

Sehen zurück,

sehen mir ins Gesicht.

Wollen sie mit ihrer verkommenen Verwandtschaft

nichts zu tun haben?

 

 



 

 

Frau in der Kirche 

Kirchenmauer

Ruß geschwärzt

Ein Frauengesicht

von Tuch umhüllt

mauerfarben

edel geformt

Kerzengeflacker

Ernster Ausdruck

in unruhigem Schatten

Blick ohne Ziel

Blick in sich

Was denkst du?

Wo sind deine Gedanken?

Wo bist du?

Wer bist du

versteinerte Schönheit?

 

 

 

 

 

 

 

 

Geduldskinder 

Kinderrudel

Keksverteilung

Hände

Rudel mal zwei

So nicht

Aufstellen

In Reihe

Jeder zwei Stück

Nochmals Reihe

Jeder ein Stück

Wiederholung

Vorrat zuende

Glückliche Gesichter

Stimmendurcheinander

In den geschlossenen Händen

Jeder seinen Schatz

Es kommen noch welche

Zur Verteilung zu spät

Alles aufgebraucht

Sie werden von ihren Freunden versorgt

 

Kirchenschätze 

Pfarrer

gegerbtes Gesicht

faltenüberzogen

zeigt seine Kreuze

zeigt seine Bücher.

Strahlende Augen

des Besitzenden.

Liest vor.

Strahlende Augen

des Lehrenden.

Erzählt die Kirchengeschichte.

Strahlende Augen

des Wissenden.

Lässt sich fotografieren.

Ernster Blick

des Ungewissen.



 

Kirche von Nakuta Laab 

In einer Höhle erbaut

Heiliges, heilendes

Wasser tropft von der Decke.

Gesammelt in Steinschalen.

Der Hof grasbedeckt.

Trommeln liegen herum.

Die Feierlichkeit einer nächtlichen Zeremonie

liegt noch über dem Raum

Im Inneren der Kirche

Dunkelheit.

Geisterhaftes, gespenstisches

springt dich an.

Angst, Furcht

Feierliches Staunen.

Gedanken sind nicht einzuordnen,

machen sich selbstständig,

vereinen sich mit Gefühlen.

Du hast verloren

Zivilisationsmensch

 

 

 

 

 

Hüttenromantik 

Tee mit Rum

Man kann nicht alles haben.

Whisky tut es auch.

Holz im Ofen

knistert und kracht,

umhüllt uns mit Wärme.

Petroleumlampen

erhellen ohne hell zu sein.

Flackernde Schatten an den Wänden,

schwarz wie unser Führer.

An den Wänden sind wir auch schon schwarz.

Angeglichen!

Ein Blick vor die Hütte:

Schwarzer Himmel mit

tausenden von lichten Punkten.

Nur der Mond

mit seiner Weiße

stört die Schwärze des Firmaments.

Werde ich heute Nacht

schwarz oder weiß träumen?