Rom
Einleitung soll diesmal der Versuch sein eine Tageswanderung durch Rom niederzuschreiben
Rom ist eine Frage des Alters, wenigstens für mich. Besichtigung von Großstädten erst wenn ich alt bin. Es stellt sich die Frage: zu früh oder leider schon zur rechten Zeit. Ich gehe von ersterem aus. Wenn aber schon Großstadt, dann möglichst einsam. Einsam in Rom? Was ist schon einsam, vielleicht keine Menschen, das wird nicht sein. Einsamkeit beginnt, wenn man sich mit Menschen unterhalten kann, ihre Sprache aber nicht versteht, und das gelingt auch in Rom, aber etwas mühsam. Einen Versuch ist es wert. Einen Versuch Rom zu ergehen.
Das Wetter hat Einsehen. Sandalen an die Füße und die Stadtbesichtigung beginnt. Zuerst ein Friedhof. Hier hat der Herr Goethe seinen Sohn ohne literarische Höhenflüge beerdigt. Umgeben ist er von vielen berühmten Namen und noch mehr Katzen, die zwischen den Gräbern herumschleichen und die wenigen Besucher eher vorwurfsvoll anschauen. Einige Arbeiter restaurieren Grabsteine. Keine Hektik – unmotorisiert dämpft die Umtriebigkeit.
Weiter aus der Stille über eine Straßenkreuzung, nein einer Versammlung mehrerer Straßen in einer ungegliederten asphaltierten Fläche. Autos hin und her, huschen, finden ihren Weg. Und ich? Ich der langsame. Einfach quer drüber – tollkühn. Autos bremsen, Fahrer lächeln, winken. Bin ich aus einer anderen Welt. Italien ich kenne dich nicht mehr.
Entlang der Stadtmauer gehen, schauen. Menschen arbeiten, kehren, putzen. Einen guten Tag, wir grüßen uns, verstehen die Sprache nicht, aber verstehen uns trotzdem. Nur einige wenige Autos klatschen störend über den Asphalt. Riesige Mauerzähne zeigen sich. Die Caracalla Therme. Kassenhäuschen – Kassenhaus mit zwei Kassieren und ich alleine, das ist doch etwas zu viel der Ehre. Doch da kommen Sie. Omnibusse, Nr. 3, Nr. 4, Nr. 6, wo ist der fünfte. Hoffentlich hat er sich nicht verirrt und karrt seine Ladung durch die Gegend. Ein Fluten zu dem Kassenhaus beginnt. Stöcke, Schirme, Gruppen reden, schwätzen, überflutet das Gelände. Flucht! Im Hintergrund ein Rosenbeet. Wunderschöne Blüten in kräftigen Farben. An den Stielen sind Fußläufer unterwegs, die an den Pflanzen nur Schaden anrichten wollen – sie wollen gar nicht, sie wollen nur das Beste für sich selbst. Touristen im Tierreich.
Die Busmassen lichten sich. Jetzt etwas näher an die riesigen Ziegelmauern. Ganz Italien wurde dafür abgeholzt. Jetzt reicht das Holz nur noch zum Heizen der Pizzaöfen für die gefräßigen Fremden.
Nur noch ein Park trennt von der Innenstadt. Entlang schattiger Wege, vorbei an dürftigen Springbrunnen und verwittertem Gemäuer begleitet von Spaziergängern, Hunden und Vögeln. Wanderung in einer Oase umgeben von Verkehr und Baudenkmälern. Noch einmal an einer Rose riechen und dann gestärkt hinein in den Rummel. Dahin wo all die Plätze sind, die man gesehen haben muss.
Mit den Sehenswürdigkeiten verdichten sich auch die Besichtigungswütigen aller Gattungen. In den engen Gassen nur zu Fuß. Von einem Kircheneingang zum nächsten. Die Einsamkeit verringert sich. Ich verstehe euere Sprache, ob ich aber euch verstehe ist fraglich. Rom ist doch nicht für mich alleine da. Ich bin eingekreist von meinesgleichen. Individualisten in Massen.
Nicht nur irgendwelche Sehenswürdigkeiten, eine Besichtigung braucht high lights. Zum Kolosseum. Nicht nur das Bauwerk ist kolossal auch die Besichtiger. Sie quellen aus Bussen und U-Bahnen. Ich quelle aus einer Seitengasse. Wir alle überfluten gemeinsam in unserem eigenen Interesse das Bauwerk, das sich nicht wehren kann. Treten es, nutzen es ab. Nur mit Blut überschwemmen wir es nicht mehr, Blut das die römischen Hartz IV Empfänger so sehr liebten.
Noch ein kurzer Abstecher zur Fontana di Trevi. Ich will doch wiederkommen und die Stadt weiter erwandern. Will meine Münzen in den Brunnen werfen. Es ist aber fast kein Durchkommen. Menschengedränge, eingezwängt, alle wollen wieder her. Ich bekomme Sehnsucht nach dem Oktoberfest. Da werden die Massen wenigstens musikalisch unterhalten und gespeist und getränkt. Endlich, Geld geschleudert, ich darf wieder kommen.
Mein Kopf hat genug besichtigt, die Füße auch, darum zurück mit der Metro. Sie saugt die Menschen ein, stapelt sie transportgerecht und spuckt sie dann möglichst zum richtigen Zeitpunkt wieder aus. Mitten drin in den müden und abgespannten Gestalten verschwindet der Tourist und wird zum von der Arbeit heimfahrenden Beförderungsfall. Wir alle haben etwas Ruhe nötig.
Was bleibt? Müde Füße, ein voller Kopf und selbst ergangene Eindrücke, Eindrücke, Eindrücke und eine Drohung: Rom du wirst mich wieder ertragen müssen.
BeterMarmor Beste Qualität Vor dem Altar Blick gen Himmel Verklärt Süßlicher Blick Betest für die Die du am Gewissen hast | Ketzer Friedhof |
MuseenFiguren Mit Kopf Ohne Kopf Köpfe Mit Figuren Ohne Figuren Ornamente Größter Gleichförmigkeit Besucher aus aller Herren Länder Bringen Leben In das Antik Einerlei | PapstMercedes Schwarz Saust vorbei Kein Zuschauer Kein Jubeln Kein Segen Auf der Rückbank Ein Greis Unscheinbar Keine Theatralik Kirchenführer Hinter der Bühne | StadtGrau, braun Schmutzig Fassaden hochaufragend Gleichförmig befenstert Unfreundlichkeit ausstrahlend Verkehrs umbrandet Vergast stinkend Ein Park Gering begrünt Wenige Bäume Wenige Bänke Dicht besetzt Springbrunnen Dürftiger Wasserstrahl Leben umgibt Pulsiert Pulsiert in mir Stadt Dein Herzschlag Ist meiner |
TreviHeroische Figuren Wasserrauschen Menschenmassen Internationales Geschrei und Gedränge Wie Oktoberfest Ohne Bier und Blasmusik |